Der Knaller.....
Rooobäärt, der schrecklich zornige Chef
In seiner Show spielt Robert Geiss den lustigen Selfmade-Millionär. Ist die Kamera aus, läuft ein anderer Film. Mitarbeiter berichten von einem Despoten, der beleidigt, nicht zahlt und rabiat wird.
Die Yacht beweist es, hier hat es einer weit nach oben geschafft. Schon der Name des strahlend weißen Vierzig-Meter-Bootes verheißt Exotik – "Indigo Star". Sie gehört dem TV-Millionär Robert Geiss, und sie spielt eine wichtige Rolle in der RTL2-Realityshow "Die Geissens. Eine schrecklich glamouröse Familie". Immer wieder sind Robert Geiss und seine Gattin Carmen an Deck zu sehen. Pro Folge bezahlt RTL2 ihnen allein für die Miete der Yacht 20.000 Euro.
Doch wenn die Kamera aus ist, passieren auf der "Indigo Star" Dinge, die RTL2 nie in der Show zeigen würde. Das jedenfalls sagen mehrere ehemalige Kapitäne der Yacht. Männer, die sonst darüber schweigen, was sie mit den Reichen erleben, die sie über die Weltmeere schippern. Sie kennen deren Allüren nur allzu gut, aber Diskretion ist ihr oberstes Gebot. Was Robert Geiss angeht, ist das anders. Zu sehr hat er ihnen zugesetzt.
Wenn es stimmt, was drei Kapitäne, ein Erster Offizier und mehrere Crewmitglieder der "Indigo Star" berichten, dann behandelt Geiss die Angestellten seines Traumschiffs wie Galeerensklaven. "Er schreit nur rum. Er ist wie ein wilder Hund", sagt ein Kapitän.
Selten seien Crews länger als ein paar Monate an Bord. Entweder ertrügen sie den übellaunigen Schiffseigentümer nicht länger, oder er feuere sie in einem seiner legendären Wutanfälle. Ständig gebe es Streit, oft darüber, wer den Proviant zu bezahlen habe. Seinen Namen möchte der Kapitän lieber nicht veröffentlicht sehen, denn: "Ich habe Angst vor ihm."
Durch Zorn, Gier und Geltungssucht immer weiter isoliert
Das passt so gar nicht zum Image der lustigen Geissens. Montagabends sind sie bei RTL2 als vergnügte Millionäre zu sehen, rheinische Frohnaturen, die in ferne Länder reisen, Cocktails an azurblauen Stränden schlürfen und sich dabei so unterhaltsam dämlich anstellen, dass Millionen Deutsche einschalten.
Doch offenbar gibt es noch eine andere Geiss-Show. Sie beginnt, wenn der Dreh vorbei ist. Wenn Robert Geiss sich selbst spielt – so, wie er wirklich ist. Auch dafür braucht er ein Publikum, und das ist seine Crew. Dann erleben diejenigen, die seine Sendung produzieren, eine Privat-Show der Grobheiten, Beleidigungen und rassistischen Sprüche, zuweilen sogar Handgreiflichkeiten.

Die "Welt am Sonntag" hat mit mehr als einem Dutzend Menschen gesprochen, die im engsten Umkreis der Geiss-Show gearbeitet haben oder noch arbeiten. Die meisten wollen anonym bleiben. Sie haben Verträge, Gerichtsakten und Fotos vorgelegt, die ihre Schilderungen untermauern.
Sie erzählen eine Geschichte der reichen Familie, die das Privatfernsehen nie bringen wird: Wie sich ein erfolgreicher Mann durch Zorn, Gier und Geltungssucht immer weiter isoliert, bis er Gefahr läuft, alles zu verspielen. Seine Sendung. Seine Fans. Seine Familie.
Mit Anfang 30 müssen die Geissens nicht mehr arbeiten
Es fing so gut an. In den 90er-Jahren hat der Geschäftsmann Robert Geiss den richtigen Riecher. Er baut mit seinem Bruder die Bodybuilder-Modemarke "Uncle Sam" auf. Als sie sie 1995 verkaufen, ist allein er auf einen Schlag rund 80 Millionen D-Mark reicher.
Damit spielt Robert Geiss zwar nicht in der Liga der Superreichen, der arabischen Scheichs und russischen Oligarchen, aber für einen Fuhrpark teurer Autos wie Ferrari F12 Berlinetta, Rolls-Royce Phantom, für die Yacht und das Penthouse in Monaco, die Villa in Saint-Tropez und einige andere Häuser reicht das Geld. Robert Geiss und seine Jugendliebe Carmen müssen mit Anfang 30 nicht mehr arbeiten.
Lange halten die zwei Neureichen das süße Nichtstun nicht aus. Um das Jahr 2000 bandeln sie mit dem Privatfernsehen an. Erst öffnen sie einem Kamerateam von RTL exklusiv die Tür ihres Chalets in Kitzbühel.
Dann wirken sie in "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" mit, einer Vox-Realityshow. Und sie kommen an bei den Zuschauern, mit ihrer Schlagfertigkeit und hemmungslosen Prahlerei im kölschen Singsang – die Leute wollen das sehen. Im Januar 2011 bekommen die Geissens eine eigene Sendung.
Die Sendung bietet lustvolles Fremdschämen
Die Rollen sind klar verteilt. Robert, Selfmade-Mann und Macho. Carmen, blond, Ex-Miss-Fitness, ambitionierte wie talentfreie Sängerin. Beide sind heute 52 Jahre alt und seit Jugendtagen ein Paar. Carmens schriller Ruf "Rooobäärt" wird zum Markenzeichen der Show. "Das Schöne bei uns ist", sagt sie, "wir haben alle einen an der Waffel." Die Kinder Davina, 13, und Shania, 11, spielen ebenfalls in der Serie mit. Und anfangs auch Oma und Opa.
Die Sendung bietet Sehnsuchtsbilder exotischer Reiseziele – und mehr als das: ein lustvolles Fremdschämen, das schöne Gefühl, auch als Hartz-IV-Empfänger mehr Niveau zu haben als diese prolligen Millionäre. 172 Folgen hat RTL2 seit 2011 gesendet, die Einschaltquoten lagen an guten Tagen jenseits der zwei Millionen Zuschauer, an schlechten knapp über einer Million. Zuletzt häuften sich die schlechten Tage. Trotzdem soll es nach der Sommerpause mit der zwölften Staffel weitergehen.
Kleine Skandale gehören bei so einer Show zum Geschäft. Mal geht es darum, ob die Kinder auf Instagram-Bildern zu lasziv posieren. Mal löst Carmen Geiss' geschmackloser Auftritt in einem kolumbianischen Slum einen Shitstorm aus. Mal wird ein Ex-Mitarbeiter von der Polizei gesucht. Solche Schlagzeilen heißen: Man bleibt im Gespräch. Doch seit einigen Wochen erreichen die Vorwürfe eine neue Qualität.
Ende Mai berichtete die "Welt am Sonntag", dass die Staatsanwaltschaft Freiburg gegen Robert Geiss wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt. Ein früherer Geschäftspartner hatte den Millionär angezeigt. Er habe ihn im Streit um eine offene Rechnung in Höhe von 9000 Euro ins Gesicht geschlagen, in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena.
Freiburg hat das Verfahren inzwischen an Köln abgegeben, da Geiss früher dort wohnte. Die Geissens traten dem Prügelvorwurf energisch entgegen: Der Partner habe Leistungen nicht erbracht, sei im Suff handgreiflich geworden und habe später die Fakten verdreht. Aussage steht gegen Aussage.
Geiss bestreitet den Vorwurf des Rassismus
Und es gibt offenbar mindestens einen weiteren Fall. Ein türkischer Kapitän berichtet, Geiss habe auch ihn geschlagen. Der Mann hatte das Kommando über die "Indigo Star", als er im August 2014 im Hafen von Split mit dem Schiffseigner aneinander geraten sein will. "Robert Geiss hat mich in die Brust geboxt. Er hat meine Familie beschimpft", sagt der Kapitän. Beinahe wäre es zum Faustkampf gekommen. "Ich konnte nicht auf die gleiche Art antworten, weil seine Familie anwesend war."
Grund für den Streit sei eine Lappalie gewesen, sagt der Kapitän. Einen Teil des Schiffs habe Geiss als unaufgeräumt empfunden. Nach dem Zwischenfall seien er, sein Erster Offizier und eine Stewardess gefeuert worden. Bis heute warte er auf 4500 Euro Gehalt. Er sei jederzeit bereit, seine Angaben gegenüber einem Staatsanwalt zu Protokoll zu geben. Und noch etwas sagt der Kapitän: Er könne Geiss' rassistische Ansichten bezeugen. "Er hat mir ins Gesicht gesagt, dass er Türken nicht mag."
Geiss bestreitet den Vorwurf des Rassismus vehement. Er hat sogar eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben, derzufolge er keine "rassistischen, homosexuellenfeindlichen oder rechtsextremen Ansichten" vertrete. Das bezieht sich auch auf Aussagen früherer Mitarbeiter, die versichern, Geiss habe Sätze gesagt wie: "Nur tote Türken sind gute Türken."
Bemerkenswert ist, was der Anwalt von Geiss dazu schreibt. Sein Mandant könne nicht ausschließen, dass die Aussage "irgendwann einmal als absolut nicht ernst gemeinter' dummer Spruch von ihm getätigt worden sein könnte". Selbstverständlich habe Geiss keine Vorbehalte gegen Türken. "Er hat immer mit Angehörigen des türkischen Volkes bestens zusammengearbeitet." Zur angeblichen Boxattacke gegen den türkischen Kapitän äußern sich indessen weder Anwalt noch Mandant.
Streit um Geld gibt es immer wieder
Prügel hin oder her, auch sonst vertragen offenbar viele das raue Klima auf der geissschen Yacht nicht. Deren Personal wechselt ebenso häufig wie das der Produktionsteams, die mit den Geissens auf Reisen gehen. Nur wenige Mitarbeiter ertrügen den Familienclan länger, sagen Ehemalige.
Angeblich fordern TV-Produzenten besonders hohe Honorare, wenn sie mit den Geissens drehen sollen, sagt ein Ex-Mitarbeiter. "Schmerzensgeld" nennt er das. Ein anderer sagt: "Robert Geiss ist der schlimmste Typ, der mir jemals begegnet ist."
Streitigkeiten um offene Rechnungen scheinen bei der Familie öfter vorzukommen. So prozessiert der New Yorker TV-Produzent Daniel Frei gegen die Produktionsfirma GeissTV GmbH, weil er für drei bis vier Wochen Arbeit nicht bezahlt worden sei.
"Meine Firma hat alle vereinbarten Leistungen ordnungsgemäß erbracht. Allerdings weigert sich GeissTV ohne Grund zu zahlen, was vereinbart wurde." Auch mit einer Vertriebsfirma für seine Modemarke soll Geiss einen juristischen Streit führen.
2014 knallt es zwischen den Partnern
Erstaunlich, dass all die Eskapaden ihm bisher geschäftlich nicht geschadet haben. Im Gegenteil, Geiss wurde über die Jahre immer einflussreicher. Als die Doku-Soap 2011 startet, ist sie das Baby der Kölner Produktionsfirma Joker Productions.
Robert und Carmen Geiss werden als Protagonisten beschäftigt, gegen Gage. Das geht einige Zeit gut, wohl weil Joker aus den Geissens eine bekannte Marke macht und sich um kleinste Details kümmert. Die Millionäre müssen nicht mal bei Facebook selbst posten.
Mitte 2014 aber knallt es zwischen den Partnern. Insider sagen, Robert Geiss habe mehr gewollt: einen Anteil an der Produktionsfirma. Dass andere an ihm verdienten, habe ihm nicht gepasst. Vielleicht trägt er den Streit mit seinen Produzenten darum in der Öffentlichkeit aus.
"Wir werden von vorne bis hinten verarscht", sagt er der "Bild". Joker Productions habe sich an viele Abmachungen nicht gehalten. Nach der Trennung jubelt seine Gattin bei Facebook: "Wir sind frei von Joker Productions GmbH. Free forever!!!"
Und sie hat Grund zum Jubeln. Die Geissens einigen sich mit RTL2, die Show fortzusetzen. Jetzt rollt das Geschäft so richtig an. Sie holen einen renommierten Partner an Bord: die Unterhaltungsprofis von EndemolShine, die "Joko gegen Klaas", "Daniela Katzenberger" und "Kitchen Impossible" produzieren.
Gemeinsam gründen sie die Firma GeissTV GmbH. Robert und Carmen Geiss bekommen 40 Prozent der Anteile. Eine Firma von Joko Winterscheidt – besser bekannt als Joko in "Joko und Klaas" – übernimmt neun Prozent. Das Kommando aber behält EndemolShine mit 51 Prozent.
Die Firmen sind in Luxemburg gemeldet
Der Konzern schickt einen seiner besten Manager: "Big Brother"-Erfinder Rainer Laux wird Geschäftsführer bei GeissTV. Die Kölner sollen zwei Staffeln mit je 15 Folgen produzieren. Nun müsste eigentlich alles gut sein. Ist es aber nicht.
Schon zehn Monate später steigt EndemolShine überraschend aus, angeblich wegen "unterschiedlicher Vorstellungen" über die Sendung. Was genau vorgefallen ist, darüber möchte Rainer Laux nicht mehr sprechen. Aus dem Umfeld der Show heißt es aber: Wer jeden Tag drei Mal von Geschäftspartnern angeschrien wird, verliert irgendwann die Lust.
Die Trennung ist kompliziert, weil erst 20 der vereinbarten 30 Folgen produziert sind. Finanzielle Ansprüche müssen entwirrt werden. Im Aufhebungsvertrag stellt EndemolShine gegen GeissTV Forderungen von rund drei Millionen Euro, die großenteils aus Zahlungen von RTL2 gedeckt werden sollen. Im Vertrag lässt sich zwischen den Zeilen lesen, wie groß der Leidensdruck beim Partner EndemolShine gewesen sein muss.
Nun, im Oktober 2015, scheint Geiss am Ziel. Die Roberto Geissini Holding AG übernimmt die Kontrolle über GeissTV. Sie gehört ihm. Der frühere Gagen-Empfänger ist jetzt alleiniger Chef eines verzweigten Firmenreiches. Obwohl die Familie meist in Monaco und Südfrankreich lebt, sind die Firmen in Luxemburg gemeldet. Selbst seine Ghost Shipping SA, die Betreibergesellschaft der "Indigo Star", residiert in Luxemburg.
Der Patriarch muss nun selbst liefern
Über die Holding kontrolliert Geiss auch sein Modelabel Roberto Geissini. Der Onlineshop verkauft T-Shirts in der Preiskategorie von 80 Euro und teurer. Das neue Geissini-Parfüm in Hundert-Milliliter-Flakons gibt es zu 70 Euro.
Eine weitere geisssche Geschäftsidee hat ihre Untiefen. In Fernsehspots und auf der Website Reichmitgeiss.de wirbt er – strahlend weiße Zähne, Daumen gereckt – für den Aktienfonds "Patriarch Classic Dividende 4 Plus". Eine Grafik verkündet den irren Kursgewinn von über 20 Prozent in zwei Jahren, allerdings endet die Erfolgskurve jäh im Oktober 2015. Die Fans erfahren nicht, dass es ab da mit dem Kurs bergab ging.
Die Stiftung Warentest warnt, Anleger sollten den Tipps des TV-Promis "nicht ohne Weiteres folgen". Die Kosten des Fonds seien ungewöhnlich hoch. Mit anderen Worten: Reichmitgeiss.de könnte ebenso gut Armmitgeiss.de heißen. Wie viel Geld Robert Geiss mit dieser fragwürdigen Werbung verdient, möchte er nicht sagen.

Seine neue Alleinherrschaft im eigenen Laden hat für ihn aber auch eine unangenehme Seite: Er kann sich nicht mehr hinter Geschäftspartnern verstecken. Er muss nun selbst liefern. Zunächst kann sich der Patriarch auf eine Handvoll treuer und erfahrener Mitarbeiter bei GeissTV verlassen. Doch zum Jahreswechsel 2015/16 feuert die GeissTV überraschend sechs Mitarbeiter. "Meine Mandanten haben unter dem Weihnachtsbaum ihre Kündigungen vorgefunden", sagt der Kölner Arbeitsrechtler Ulrich Rapp.
Drei Ehemalige haben Rapp engagiert, um ausstehende Gehälter einzuklagen und gegen die Kündigung vorzugehen. Eine plausible Begründung für den Rausschmiss liegt dem Anwalt zufolge auch ein halbes Jahr später nicht vor – und auch keine Abmahnungen. Einer der Gefeuerten sagt dem Kölner Express: "Bei Robert und Carmen gibt es nur zwei Stimmungen: Himmelhochjauchzend oder 'Leck mich am Arsch!'"
In der Firma soll eine große Urne stehen
Statt Gründen gab Geiss ihnen im März dieses Jahres den weiteren Fußtritt. Das Promi-Portal Vip.de berichtet, in seiner Kölner Firma stehe eine große Urne. "Da kommen die Mitarbeiter rein, die nicht brav waren", zitiert die Website den Selfmade-Millionär. "Ich glaube, dreimal haben wir hier schon Asche drin."
Makabre Scherze über ein Gebaren, das letztlich ihm selbst schadet. Was er mit den Händen aufbaut, so scheint es, reißt Robert Geiss mit seiner Grobheit und seinem Wüten gegen eigene Leute wieder ein.
Der Prozess vor dem Kölner Arbeitsgericht droht, für ihn zum Debakel zu werden. Die Anwältin von GeissTV GmbH muss früh einräumen, wegen eines Geschäftsführerwechsels seien Dinge durcheinandergeraten. Den ersten Verhandlungstermin am 20. April lässt sie auf Ende Juli verschieben.
Rapp, der Anwalt der Gefeuerten, frohlockt schon, die Geiss-Seite wisse um ihre aussichtslose Position. Bei mindestens einem weiteren Ex-Mitarbeiter ist GeissTV inzwischen eingeknickt und hat sich auf einen Vergleich geeinigt.
Auch gegen die eigene Familie richtet sich sein Groll
Einige, die Geiss so rüde behandelt, waren lange dabei. Sie haben sich ein dickes Fell zugelegt. Sie waren auf der Yacht, in der Villa, auf vielen Reisen. Sie haben abends mit ihm getrunken und waren so eng liiert, dass sie trotz des Ärgers nicht mit Journalisten reden wollen.
Doch das schützt sie nicht vor Robert Geiss' Wut. Er unterscheidet nicht mehr zwischen Freund und Feind. Sogar gegen die eigene Familie richtet sich sein Groll.
In frühen Folgen der Show spielten seine Eltern mit. Die rüstigen Senioren rührten mit ihrer schusselig-herzlichen Art viele Fans. Im Sommer 2015 berichtete dann die "Bunte", Geiss spreche seit zwei Jahren nicht mehr mit seinen Eltern.
Robert und seine Schwester sollen sich in Miami über die Gesangskünste von Gattin Carmen lustig gemacht haben. Die konnte nicht darüber lachen. Der Streit sei eskaliert, als sein Vater zu vermitteln suchte. Eine andere Version geht so: Die Geissens hätten es schlicht nicht ertragen, dass Roberts Eltern beim Publikum immer beliebter wurden.
"Ich habe große Angst um die Kinder"
Unter der Funkstille in der Familie sollen die Töchter und die Großeltern sehr gelitten haben. Glaubt man dem früheren Kindermädchen, der ungarischen Lehrerin Norà Fördös, hatten die Töchter zudem hart mit dem ausschweifenden Lebensstil der Eltern zu kämpfen.
"Ich habe große Angst um die Kinder und befürchte, dass es kein gutes Ende mit ihnen nehmen wird, wenn es für sie so verrückt weitergeht wie bisher", sagte Fördös vor einem Jahr der Zeitschrift "Gala". Die Eltern hätten ihre Kinder tagelang alleingelassen. Regelmäßig sei in der Familie sehr viel Alkohol getrunken worden. Und dann die Partys bis spät in die Nacht. Das alles belaste die Kinder, sie hätten Schlafstörungen.

Einen weiteren Seitenhieb erlaubte sich die Lehrerin noch: Andere Nannys der Geissens, sagte sie, seien weniger wegen pädagogischer Kenntnisse eingestellt worden, sondern wegen üppiger Oberweiten. Eine davon, nach eigenen Angaben Model, rekelt sich in Unterwäsche auf ihrer Website.
Robert Geiss reagierte auf die Vorhaltungen der Lehrerin, wie man ihn kennt. "Das ist alles erstunken und erlogen", teilte er mit und unterstellte Fördös Rachegelüste, weil sie zuvor von der Familie gefeuert worden sei.
Auch die ältere Tochter widersprach öffentlich. Ehefrau Carmen kündigte sogar an: "Robert hat unserem Anwalt den Auftrag gegeben, sie sich zu schnappen." Nur, von einer Klage war danach nichts mehr zu erfahren.
Es geht um Quote und sehr viel Geld
All die Ex-Mitarbeiter, Ex-Geschäftspartner, Ex-Nannys, dazu die eigenen Familienmitglieder – Robert Geiss macht seine Sendung und seine Geschäfte offenbar ohne Rücksicht auf Verluste. Die "Welt am Sonntag" hat ihm Gelegenheit gegeben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Auf einen langen Fragenkatalog antwortete sein Anwalt nur knapp: Er sei befugt mitzuteilen, dass die in den Fragen steckenden Behauptungen "samt und sonders unwahr sind".
Auch RTL2 will Fragen zu Robert Geiss' Gebaren nicht beantworten. Dabei ist es schwer vorstellbar, dass der Sender über all die Jahre nichts von dessen Eskapaden mitbekommen hat, von der rüden Art des Umgangs mit Mitarbeitern ganz zu schweigen. Gut möglich, dass RTL2 von all dem nichts wissen will. Geht es doch um Quote und sehr viel Geld.
Rund 185.000 Euro Produktionskosten werden zurzeit pro Folge veranschlagt. Die bisherigen 172 Folgen hätte sich der Sender demnach geschätzt mehr als 30 Millionen Euro kosten lassen. Die Werbeeinnahmen dürften jedoch deutlich darüber liegen. Die Geissens sind ihr Geld wert. Sie punkten bei der werberelevanten Zielgruppe. Das gibt man nicht wegen ein paar menschlicher Kollateralschäden auf.
Auf einer Flasche steht "Sieg Heil"
Davon zeugt auch eine Gesprächsnotiz: Offenbar reiste RTL2-Geschäftsführer Andreas Bartl gemeinsam mit dem Programmchef und dem Marketingleiter bereits im Juli 2015 zur Villa Geissini in Saint-Tropez, um über die Produktion der Staffeln 13 bis 16 zu verhandeln. Den RTL2-Männern machte Geiss damals klar, dass EndemolShine nicht mehr erwünscht sei. Wenige Monate später, EndemolShine war gerade raus, wurde schon eifrig am Vertragsentwurf gefeilt, geplant sind offenbar vier neue Staffeln, 60 Folgen "Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie auf Weltreise".
RTL2 soll – trotz zuletzt schwächelnder Quoten – rund 2,5 Millionen Euro pro Staffel an GeissTV bezahlen, außerdem werden jeweils 300.000 Euro für die "Indigo Star" fällig. So kommen schnell elf Millionen Euro zusammen. Und sollte der Marktanteil sieben, acht Prozent übersteigen, gibt es für die GeissTV noch einen Bonus obendrauf. Zudem waren vier Primetime-Poker-Shows im Gespräch. Ob der Vertrag letztlich so unterschrieben wurde, wollen RTL2 und GeissTV nicht mitteilen.
Den Sender scheint nicht einmal die eigenwillige Personalpolitik von GeissTV zu stören. Wo früher der Profi Rainer Laux die Fäden zog, hat Geiss eine Geschäftsführerin installiert, die keinerlei Fernseherfahrung vorweisen kann. Der Privatsender steht trotzdem treu zu seinen Stars. In dieser Woche kündigten die Geissens für Ende Juli einen Auftritt bei der RTL2-Show "Der große Promi-Kegelabend" an.
Für Robert Geiss vermutlich ein Grund zum Feiern. Vielleicht holt er dafür auch die ganz besonderen Weinflaschen hervor. Jene, von denen er unter Eid sagt, dass er aus ihnen weder sich selbst noch anderen in seiner Villa einschenkt. Doch es gibt Fotos. Im Hintergrund hängt das Familienwappen der Geissens an der Wand. Die Etiketten der Flaschen davor schmücken Personen der Zeitgeschichte. "Heinrich Himmler", "il Duce con Hitler" und der "Führer". Auf einer Flasche steht "Sieg Heil".
SAMMLUNG WIRD FORTLAUFEND ERGÄNZT
— geändert am 29.09.2016 00:36:17